![]() Das Ziel der Berlin Diagonale ist es, der freien Theaterszene Berlins eine vielfältige Präsentationsmöglichkeit zu schaffen. Im Rahmen großer Theaterfestivals (z.B. Theatertreffen, Tanz im August, 100 Grad Festival) können sich interessierte Besucher einen Überblick über Produktionen und Spielstätten der vielfältigen freien Theaterlandschaft Berlins verschaffen. Angesprochen sollen vor allem Theaterschaffende werden, die der hiesigen freien Szene eine größere nationale und internationale Beachtung verschaffen können.
Im Rahmen der Verleihung des IKARUS-Preises 2014 für eine herausragende Theaterinszenierung für Kinder und Jugendliche lud die Berlin Diagonale zu Gesprächen und Theateraufführungen ein. Am Samstag, dem 11. Oktober präsentierten sich in der „Brotfabrik“ bei den Tischgesprächen 10 SolokünstlerInnen, Kollektive und Spielstätten. Beispielhaft seien hier, neben der Berliner Schaubude als Spielstätte, vier Solistinnen genannt. Drei Puppenspielerinnen aus Berlin gaben Berichte und Einblicke zu ihren neuesten Produktionen. Susanne Olbricht vom Theater „Fusion“ berichtete über ihre neueste Produktion „Der kleine Mann im Ohr“, Herr Smetana und „Die Moldau“, ein Theaterkonzert für Kinder ab fünf Jahren in Zusammenarbeit mit den Thüringer Symphonikern und dem Theater Rudolstadt. Christiane Klatt, „puppen etc.“ stellte ihren Ringelnatz-Abend mit Figuren, Titel: „Mir scheint da mancherlei nicht klar …“ vor. Und Nicole Gospodarek konnte nicht nur über ihre erst zweite Produktion“ Ein Stück Glück“ berichten, wer wollte konnte sich die Aufführung im Anschluss an die Tischgespräche auf der Bühne der Brotfabrik auch ansehen. Nicht unbedingt als Puppenspielerin sondern eher als Performerin sieht sich Bridge Markland. Bei ihren Klassiker-Adaptionen für die ‚Generation Rock und Pop‘, immer in der inzwischen legendären Box gespielt, benutzt sie nicht nur hemmungslos das Playbackverfahren auf offener Bühne als theatralisches Mittel, sie setzt neben Requisiten Puppen und Figuren ein, egal ob aus dem Kaufhaus oder extra angefertigt. Am darauffolgenden Sonntag sahen wir vier Theatervorstellungen. Dabei zwei von fünf Inszenierungen die aus 35 Premieren oder Wiederaufnahmen aus dem Zeitraum Juni 2013 und Mai 2014 für den Ikarus-Preis nominiert waren. Im Theater „Grashüpfer“ im Treptower Park stellte Rike Schuberty ihre Produktion “Rosa bockt – oder wie das mit Dornröschen wirklich war“ vor. Aus der Begründung der Jury zur Nominierung für den Ikarus-Preis folgendes Zitat: „Rosa bockt“ ist eine gelungene Coming-of-Age-Geschichte für 5 bis 10-Jährige, die sich raffiniert beim Dornröschen-Märchen bedient. Regisseur Jonas Knecht lässt Rosa das Schicksal herausfordern und setzt sie damit auf eine eigene Lebensspur. Rike Schubertys Spiel, das den Trotz gegen die Eltern wie auch den kindlichen Drang und die Neugierde ernst darstellt, lässt gleichzeitig in den Dialogen mit den auf Kleiderbügeln “abgehängten“ Eltern, der mäkeligen Rose Rolf oder dem alten Hofradio Uwe viel Gelegenheit für Situationswitz und Sprachkomik zu. Mit einem Shuttlebus fuhren wir an den Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg zum „Theater ON“. Wir sahen zunächst die hauseigene Inszenierung für Kinder ab 2 „kling, kling kleines Ding“. In dieser musikalischen Performance von 30 Minuten ‚erwachten‘ Steine aus ihrer Starrheit zu zunächst zarter, dann immer melodiös anschwellender und wieder abklingender Musik. Die zwei Spielerinnen und der Musiker konnten aus einer Unzahl von stummen Steinen und Steinplatten immer wieder neue Geschichten erklingen lassen. Die zweite Inszenierung „Gänsefüßchen“ von Martina Couturier war schon 2011 für den Ikarus nominiert. Mit viel Spielwitz und Humor wird mit Geräuschen, Gesang und Musikakzenten das Werden eines Gänsekükens erzählt. Es ging weiter im „Weiten Theater“ mit dem ikarusnominierten Puppenspiel „Der Räuber Hotzenplotz“. Auch hier sei aus der Nominierungsbegründung der Jury zitiert: Ist Kaspertheater ja an sich schon witzig, so entwickelt „Der Räuber Hotzenplotz“, gespielt von Sabine Mittelhammer von den Handmaids, Regie Daniel Wagner, einen ganz eigenen Witz und Humor. Die Spielerin nimmt die Rolle der Großmutter ein und führt dabei virtuos die Handpuppen der Protagonisten. Mit dem Mitspiel der Großmutter und ihrer Spielkunst werden die Handpuppen geradezu lebendig. Selbst der Polizist Dimpfelmoser, der wie ein Spiralfederteufel über einer geöffneten Kaffeedose wackelt, die zwischen den Knien der Großmutter klemmt, erlaubt nicht nur eine Szene, in der vier Figuren gleichzeitig spielen, sondern es wird auch hier gezeigt, wie Puppenspiel geschieht. Die Preisverleihung fand am 15. Oktober 2014 statt. Norbert Schwarz, theater minimal, Puppen, Menschen und Objekte Nr. 111, 2014 |
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